Am 13. Jänner 2018 fand in Wien unser Neujahrstreffen für Mitglieder und Interessierte statt. Wir freuen uns sehr, dass so viele zum Treffen ins Strandcafe an der Alten Donau gekommen sind. Neben vielen bekannten Gesichtern waren auch wieder neue Mitglieder und Interessierte dabei. Unter den Teilnehmer_innen fand ein sehr angeregter Austausch zu unterschiedlichsten Themen statt, Erfahrungen wurden geteilt, es wurde geplaudert und viel gelacht. Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass wir an diesem Nachmittag unterschiedliche Kommunikationsformen nutzten, um uns untereinander auszutauschen. Es war schön und aufregend, sich mittels ÖGS, Lormen oder Tabli (Ausgabegeräte für Braille) unterhalten zu können. Ganz herzlich bedankt sich das Forum Usher Taubblind im Namen sämtlicher Teilnehmer_innen beim Strandcafe, welches spontan sämtliche Getränke aufs Haus gehen ließ – DANKE! Laut den erhaltenen Rückmeldungen haben sich alle sehr wohl gefühlt!

Diese Treffen werden fortgeführt, Terminankündigungen erfolgen rechtzeitig.



Weihnachtsempfang für BürgerInnen mit Behinderung – beim Bundespräsidenten in der Wiener Hofburg am 15. Dezember 2017

Bundespräsident mit den Vorstandsmitgliedern Stefan und Anita und ihren Assistentinnen

Weihnachtsempfang bei Bundespräsidenten Van der Bellen © Peter Lechner/HBF

 

Ende Oktober wurde ich gefragt, ob ich unser Forum beim Weihnachtsempfang des Bundespräsidenten vertreten möchte. Da ich eine Begleitperson mitnehmen durfte, sagte ich ja. Außerdem ermutigte mich, dass Vorstandskollege Stefan Wiedlroither ebenfalls mit Begleitperson dabei sein würde. Ich hatte ja keine Ahnung was mich da erwartet. Das machte mir in den Wochen davor öfter zu schaffen. Als Begleitperson wählte ich aus mehreren Gründen Eva Sacherer. Sie kennt mich schon sehr lange und hat mich schon oft als Dolmetscherin und Sozialarbeiterin unterstützt. Eva kann gut Lormen und kennt sich auch mit dem Thema Taubblindheit recht gut aus.

 

So betraten wir am frühen Abend des 15.12.2017 die Wiener Hofburg. Was war das für ein Gefühl! Über die mit rotem Teppich ausgelegten Stufen ging es nach oben. Den Langstock hörte ich nun überhaupt nicht mehr an die nächste Stufenkante schlagen. Als ich mich am Geländer fest gehalten habe, spürte ich nicht Holz sondern  dunkelroten Samt. Wir sind immer dem roten Teppich nach und kamen so durch viele schöne und große Räume zum Zeremoniensaal. Dort wurden wir freundlich begrüßt und gleich gefragt wo ich sitzen möchte. Es gäbe extra Tische für Menschen mit Hörbehinderung und extra Tische für Menschen mit Sehbehinderung. Mit Blick auf mein Taubblindenabzeichen meinte ich, daß ich beides habe. Entschied mich dann aber für den Tisch, der für Menschen mit Sehbehinderung reserviert war. Dort wurden wir hingeführt. Habe dann auch gleich gefragt, ob es hier eine Induktionsanlage gibt. Die gab es und mir wurde gesagt, dass man sie einschalten lässt. Da habe ich mir gedacht: „Was – die Anlage ist nicht automatisch eingeschaltet? Was – wenn ich nichts gesagt hätte?“. Man hat sich aber wirklich sehr um mich bemüht, denn kurz darauf stand ein Herr bei mir und Fr. Sacherer. Er wollte von mir wissen ob die Induktion funktioniert und es mit mir testen. Das konnte ich ihm aber noch nicht sagen, da noch niemand am Mikrofon war. Wir machten aus, dass wir uns mit Handzeichen Bescheid sagen. Bei all diesen kurzen Gesprächen brauchte ich immer wieder die Hilfe meiner Dolmetscherin und Assistentin Eva Sacherer. Meistens merkte ich nicht mal, dass jemand mit mir sprach oder ich verstand kaum ein Wort.

Die Induktionsanlage war dann bei den verschiedenen Ansprachen eine echte Überraschung. Sie war viel besser als ich erwartet hatte. Verstehen konnte ich trotzdem nicht alles. Eh klar! Ein Cochlear Implantat = CI ist und bleibt eine Prothese. Damit kann man zwar hören, aber man wird nicht normalhörend. Das CI und die Induktionsanlage sind nur Hilfsmittel. Meistens wusste ich gar nicht wer genau am Mikrofon sprach. Namen sind besonders schwer zu verstehen. Dazu kommt dann noch, dass jeder eine andere Stimme hat und anders spricht. Laut, leise, langsam, schnell, deutlich, schlampig, hohe oder tiefe Stimme und so weiter. All das macht es schwer und ich muss mich immer sehr anstrengen. Von den Augen habe ich da keine Hilfe – Mimik, Mundbild, Körpersprache, Aussehen … das kann ich alles nicht erkennen.

 

Nach den Reden haben 2 Schauspieler 2 weihnachtliche Geschichten vorgelesen. Die Namen der Schauspieler habe ich auch nicht verstanden. Die Schauspielerin las die Geschichte vom „Engel …. rettet Weihnachten“. Den Namen vom Engel verstand ich während der ganzen Geschichte nie. Der Name wurde aber sehr oft gesagt. Am Ende der Erzählung fragte ich meine Dolmetscherin danach. Sie nahm meine Hand und lormte mir „Fidor“ in die Handfläche und schon wusste ich wie der Engel heißt.

 

Nach den Geschichten gab es wieder Musik von der Gardemusik und später auch vom Kammerchor der Wiener Sängerknaben. So schön die Weihnachtslieder waren, ich konnte wegen der Musikinstrumente kaum ein Wort verstehen oder erkennen, welches Lied da gerade gesungen wurde. Das änderte sich aber ganz schnell. Fr. Sacherer und ich probierten es mit taktiler Gebärdensprache. Ich muss dazu sagen, dass ich nur wenig Gebärdensprache kann, weil ich sie fast nicht sehen kann und damit nicht aufgewachsen bin. Das nächste Lied verstand ich zwar nicht mit den Ohren und erkannte es nur wegen einzelner Wörter, die meine Hände spürten. „Es kommt ein Schiffe geladen“ – hieß es und ich erkannte es am Rhythmus der Hände und der Gebärde für Schiff. Bei all der Anstrengung, Erschöpfung, Lärm und Kopfschmerzen spürte ich zum 1. Mal an diesem Abend wirklich, wie sich Freude und Glück in mir ausbreiteten. Das nächste Lied erkannte ich ganz schnell, weil ich es gut kenne und liebe: „Maria durch ein Dornwald ging“. Ich konnte dem Lied durch den Rhythmus der Hände und der Gebärden sehr gut folgen. Dadurch konnte ich auch leichter einzelne Wörter besser verstehen. Meine Freude kannte nun keine Grenze und ich musste vor Glück weinen. Das Erlebte war so schön!

 

Der Abend brachte auch einige kurze, aber interessante Gespräche. So fragte mich ein sehbehinderter Herr, was denn mein Abzeichen bedeutet. Es war das große Abzeichen für „Taubblind/Hörsehbehindert“, welches er meinte. Auf blauem Hintergrund sind in weiß eine Person mit Langstock und daneben das durchgestrichene Ohr abgebildet. Eva Sacherer hat vieles mit Lormen in meine Hand geschrieben. Das blieb auch nicht unbemerkt. Eine Dame von Licht ins Dunkel kam zu uns und wollte wissen was das ist. Wir haben es ihr natürlich erklärt. Es gab ein nettes Gespräch, und sie möchte im Frühling mit mir Kontakt aufnehmen. Auch das Gespräch mit Doris Schmidauer – der Frau von Bundespräsident van der Bellen – war sehr interessant. Sie hat Erfahrung mit Schwerhörigkeit und kennt dadurch die damit verbundenen Probleme.

 

Bei Kaffee, Tee, Kakao und feinen Keksen endete ein anstrengender und trotzdem wunderschöner Abend. Dank meiner tollen Begleitperson und Dolmetscherin Eva Sacherer wird er mir auch besonders schön in Erinnerung bleiben. Kommunikation durch Berührung – so wie ich sie brauche machte es möglich.

 

Anita Schachinger



Von 1.-3.12.2017 hat der Österreichische Blindensportverband auf der  Turacher Höhe eine Begleitschifahrerausbildung durchgeführt. Unter traumhaften Schibedingungen erlernten die Teilnehmer_Innen Begleittechniken unter professioneller Anleitung.

 

 

Zwei Teilnehmer_innen berichten über ihre Erfahrungen mit dieser Ausbildung:

Géraldine Sturz: „Gestartet hat die Ausbildung mit einer Übung zur Selbsterfahrung (Brillen mit verschiedenen Krankheitsbildern). Ich hatte z.B. eine Brille mit diabetischer Retinopathie und eine Brille, die Vollblindheit (B1) simulierte. Für mich war es total beeindruckend, wie sehr man sich als normalerweise ‚Voll-Sehende_r‘ trotz der Einschränkung auf seine restlichen Sinne verlassen kann. Am Samstag und Sonntag trainierten wir dann mit Demofahrern (von eingeschränktes Sehvermögen bis vollblind) entweder über Funk oder über Lautsprecher. Fazit: Eine spannende Ausbildung mit traumhaften Skibedingungen, sehr professionellen und erfahrenen Ausbildnern und tollen Demofahrern.“

Auch Erich Miedl-Rissner hat an der Ausbildung teilgenommen und ergänzt: „Besonders wertvoll war für mich neben dem Erlernen und Üben der Begleittechniken der Austausch mit den Demofahrer_Innen mit Sehbehinderung sowie mit den anderen Begleitsportler_Innen, zum Großteil Angehörige wie ich. Außerdem war ich beeindruckt davon, wie durch das intensive Aufeinandereingehen schnell eine sehr vertraute Kommunikation und Beziehung entsteht, die volle Präsenz fordert. Eine sehr schöne Erfahrung!“

 

Unter www.blindensport.at finden sich Informationen zu Blinden- und Sehbehindertensport in unterschiedlichen Disziplinen. Spannend für Sportbegeisterte mit Sehbehinderung aber auch für potenzielle Begleitsportler_innen!



Bei der Gesprächsrunde am 25.02.2017 fand ein sehr lebhafter, sehr offener und sehr positiver Austausch zum Thema „Partnerschaft und Hörsehbehinderung“ statt.

 

Ein Schlüssel scheint in der offenen Kommunikation der Partner zu liegen. Betroffene sollen sich nicht scheuen, ihre Anforderungen auch dem eigenen Partner gegenüber immer wieder zu kommunizieren. Gleichzeitig muss Partnern zugestanden werden, dass auch sie Ängste und Sorgen haben.

 

Weiters wurden unterschiedliche Zugänge zur Rolle des Partners besprochen. Für manche ist es angenehm, wenn der Partner eine Assistenzfunktion etwa bei Mobilität und Orientierung übernimmt. Andere finden es besser, dafür eine eigene Persönliche Assistenz zu nutzen, um auch einmal was allein zu machen.

 

Als zum Teil schmerzhafter Aspekt des Themas Partnerschaft stellte sich der Punkt „Kinder – ja, oder nein?“ heraus. Teilnehmer berichteten, dass sie infolge ärztlicher Fehlaufklärung bewusst auf Kinder verzichtet hätten, dies aber nun bereuten. So erzählte ein Teilnehmer, dass er im Zuge der Diagnose vor vielen Jahren erfahren hätte, seine Kinder würden auf jeden Fall ebenfalls das Usher Syndrom bekommen. Erst viel später erfuhr er bei einem Fachvortrag, dass dies nicht den Tatsachen entspricht. Zusätzlich hat er inzwischen die Erkenntnis gewonnen, dass er auch ein Kind mit Usher Syndrom hätte annehmen können. Eine weitere Teilnehmerin erzählte von der Aussage ihres damaligen Augenarztes, „Gott sei Dank haben Sie keine Kinder, sonst hätten sie auch diese schreckliche Krankheit!“. Hier braucht es zum Teil noch heute Sensibilisierungsarbeit bei Ärzten zum Thema „Diagnostizierung, genetische Beratung und Kommunikation“.

 

Auch wurde thematisiert, dass es ab einem gewissen Stadium der Hörsehbehinderung sehr schwer werde, einen Partner und damit verbunden das neue Umfeld kennen zu lernen (neue Verwandte, Freunde etc.). Der Wert einer stabilen, langjährigen Partnerschaft wurde klar hervor gehoben.

 

Die Teilnehmer waren sich einig, dass es sehr von der jeweiligen Persönlichkeit abhängt, wie man selbst, und wie der Partner mit der Hörsehbehinderung umgeht. Außerdem wurden Unterschiede sichtbar: kam die Diagnose erst während der Partnerschaft, war die Partnerschaft zu diesem Zeitpunkt stabil, bestand die Diagnose schon davor, wenn ja, wann wurde sie dem Partner kommuniziert? Wie ist der Verlauf der Erkrankung? Wie hoch ist die Bereitschaft, die Behinderung anzunehmen, sowohl bei sich selbst, als auch beim Partner?

 

Ein Teilnehmer fasste die positive Grundstimmung der Gesprächsrunde sinngemäß zusammen wie folgt, „Der Partner, und man selbst, muss keine Angst vor der Behinderung haben.“

 

Vielen Dank an alle Teilnehmer für den offenen Austausch sowie an Barbara Latzelsberger und Jana Horkava, die die Abhaltung der Gesprächsrunden in den Räumlichkeiten der ÖHTB-Beratungsstelle ermöglichen!



Spenden: IBAN: AT81 1200 0100 1826 9877, BIC: BKAUATWW, UniCredit Bank Austria

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